Vom antiken Aqui zu Bagni di Casciana nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum heutigen
Namen
WENN TAUSEND JAHRE WENIG SIND
Eine erhabene Geschichte voller Faszination und Rätsel, die die glorreiche Pracht
wieder aufleben lässt.
Das toskanische Casciana Terme wäre nur einer von vielen Orten auf den Hügeln bei Pisa, wenn eine Thermalquelle den Lauf der Geschichte nicht verändert hätte. Tausend Jahre, die reich an Ereignissen
sind und einen kleinen Teich in eine Thermalanlage verwandelten, in der Millionen
von Menschen Linderung ihrer Leiden und Krankheiten gefunden haben. Eine kleine
Ansammlung von mittelalterlichen Häusern wurde zu einem großherzoglichen Ort.
Der Ursprung Cascianas ist mit einer romantischen Legende verbunden, die in die
Zeit der Gräfin Mathilde von Canossa zurückführt: Die Gräfin hatte eine alte Amsel, die viele Zipperlein quälten.
Diese Amsel verließ jeden Tag den gräflichen Palast, um dann wie verjüngt zurückzukehren.
Mathilde sah, dass die Amsel in einem Teich mit warmem Wasser badete und begriff,
wie ihr treues Tier sich verjüngte. Auch die Gräfin badete dann in diesem Wunderwasser
und konnte so die Altersgebrechen und die unangenehmen Auswirkungen der Gicht,
unter der sie litt, lindern.
Lassen wir die Legende beiseite: Gräfin Mathilde gab den Anstoss für den Ausbau
der Thermen und die Nutzung des Thermalwassers, indem sie Infrastrukturen schuf
und auch wichtige Verschönerungen durchführen ließ.
Die Thermen von Casciana behielten ein provisorisches Aussehen bis ins 14. Jahrhundert, als Federico da Montefeltro, der Gebieter von Pisa, die Renovierung der Anlage anordnete. Die Arbeiten verliehen
den Anlagen eine rationalere Anordnung, die Badezone wurde in vier Bereiche eingeteilt,
für Männer, für Frauen, für Kranke und für Tiere. Diese Unterteilung blieb bis
ins 18. Jahrhundert bestehen. In der Zwischenzeit wurde die Ruhe des kleinen toskanische Thermalbads von den Ereignissen der Jahrhunderte erschüttert: 1362 setzten die Florentiner
nach fortdauernden Gefechten viele Burgen der pisanischen Hügel in Brand, darunter
auch die von Bagni d´Aqui, wie Casciana Terme zu jener Zeit hieß. 1630 forderte eine schreckliche Pestepidemie viele Opfer
in der ganzen Grafschaft.
Es wurde auch ein Sammelpunkt für Kranke, Pilger und Kreuzzügler geschaffen,
die durch diese Gegend kamen. Das Erdbeben von 1846 brachte erneut Zerstörung
und Tod. In jenen Jahren veränderte Ferdinand III. von Lothringen das Aussehen der Thermalanlagen, um sie dem Zeitgeschmack und den Ansprüchen
der Adeligen anzupassen. Befasst man sich mit der Geschichte von Casciana als
es noch Bagni di Casciana hieß, also bis 1956, oder Aqui und Balneum ad Aquas (diese Namen belegen Schriftstücke aus dem 9., 10. und 11. Jahrhundert), wird
man fasziniert feststellen, wie der Ort erst dank günstiger Ereignisse einen stetigen
Aufstieg erlebte, er zu einem bei Intellektuellen und andereren illustren Persönlichkeiten
vergangener Zeiten beliebten Thermalbad wurde, in dem sie gerne verweilten und
das sie als das entspannendste aller Bäder lobten, hübsch und grün und außerordentlich gastfreundlich. Dann, nach dem Zweiten
Weltkrieg, begann der Abstieg, auch wegen der erlittenen Kriegsschäden, und der
Ort verlor seine Vornehmheit und feine Zurückgezogenheit, die ihn bis dahin ausgezeichnet
hatten. Was bleibt, sind seine besondere geographische Lage und die Nähe zu den
berühmten Kunststädten der Toskana – und die Hoffnung, dass Casciana wieder zu seinem alten Glanz zurückfindet.